Fälschungen


Ein Beitrag von Hubert E. Heckmann
(Ein ergänzender Beitrag von Ernst Schiffer befindet sich im Anhang)

Wie bei Kameras und Zubehör aus dem Hause LEICA (LEITZ) sind inzwischen auch bei MINOX immer mehr Fälschungen auf dem Sammlermarkt aufgetaucht. Dabei werden regelmäßig dieselben Verkäufer genannt bzw. beschrieben, von denen derartige Objekte gutgläubig erworben wurden. Offenbar zeigen jene skrupellosen Geschäftemacher kaum oder kein Unrechtsbewusstsein.

Die Anbieter gehen oftmals nach dem gleichen Schema vor: Ankauf von Kameras oder Zubehör im äußerlich meist sehr schlechten Zustand und möglichst billig etwa beim Internet-Auktionshaus ebay, dann z.B. Aufpolierung der Gehäuse oder Eloxierung bzw. Lackierung in eine andere Farbe, schließlich wird die „Ware“ bei potentiellen Kaufinteressenten mit obskuren Angaben oder selbst erdachten Lügenmärchen schmackhaft gemacht, um sich nun auf Kosten der getäuschten Käufer zu bereichern. Solche Geschäftsgebaren sind eindeutig kriminell (arglistige Täuschung!) und sollten schnellstmöglich angezeigt werden.

Damit diese Personen zukünftig überhaupt keine Verkaufsmöglichkeiten mehr haben, werden wir vom 1. Deutschen MINOX-Club e.V. jede uns in Kenntnis gebrachte Fälschung aufdecken. Gleichzeitig bitten wir auch weiterhin, uns diesbezügliche Informationen kurzfristig zur Verfügung zu stellen.


Rigaer MINOX mit „früher“ Gravur

Nach einem Brand 1989 bei der VEF in Riga hatte man unter Holzdielen mehrere Kisten mit fertigen und teilfertigen Kameras gefunden, die bald nach dem zweiten Einmarsch der sowjetischen Truppen in Lettland versteckt wurden und bloß nicht den verhassten Bolschewiken in die Hände fallen sollten. Da bei einigen Rigaer MINOX der Schiebedeckel ungraviert war, wurden sie später mit der gesuchten ganz frühen Gravur versehen, so konnten die an Sammler verkauften Kameras einen besseren Preis erzielen. Die hohen Seriennummern aus dem Bereich zwischen 15.000 und 17.000 stimmen aber nicht mit dieser früheren Gravierung überein.

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Sie sehen eine Fälschung! Die Gravur ist nur teilweise fachmännisch erledigt worden, die Kamera trägt eine Seriennummer jenseits der 15.000.


Rigaer MINOX „Made in USSR

Kameras wurden nur zwischen 1940 und 1941 während der ersten Besetzung durch die UdSSR mit dieser Herkunftsbezeichnung gekennzeichnet. Dabei hatte man sogar bei den schon mit „Made in Latvia“ gravierten aber noch nicht ausgelieferten Kameras den ursprünglichen Schriftzug ausgefräst und nachträglich mit „Made in USSR“ versehen. Da die MINOX aus Riga nur sehr selten mit dieser Herkunftsbezeichnung zu finden ist, hat das einige Fälscher auf den Plan gerufen, diese nicht authentische Änderung an den bisherigen Gravuren durchzuführen. Falls eine MINOX „Made in USSR“ nicht im Seriennummerbereich 9.000 liegt, sollte man auf jeden Fall bei einer eventuellen Kaufabsicht gewisse Zweifel anmelden.

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Ein Original, das möglicherweise mehrmals gefälscht / nachgeahmt wurde!


MINOX Gehäuse, aus „hell“ wird „schwarz“

Bekanntlich haben schwarz eloxierte Ausführungen der MINOX (insbesondere Modell A, B, BL) und auch deren Zubehör (speziell: MinoSix, Blitzgeräte, Aufsichtsucher, Sucherspiegel) einen deutlich höheren Sammlerwert. Darum werden von Fälschern manchmal die Gehäuseteile ganz neu eloxiert, wie es etwa bei dem MINOX Belichtungsmesser schon in einer größeren Anzahl praktiziert wurde. Deshalb sollte man mittlerweile bei jeder angebotenen schwarzen Version misstrauisch sein. Bestehen Unklarheiten, so lässt sich mit speziellen technischen Prüfverfahren nachweisen, ob eine Eloxierung nachträglich neu aufgetragen wurde.

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Dieser Belichtungsmesser ist mit wissenschaftlichen Methoden überprüft worden – eine Fälschung!


ME 2 – schwarz eloxiert

Bei dem Elektronenblitzgerät wurden bezüglich des Gehäuses unterschiedliche Materialien verwendet. Der vordere Teil mit dem Reflektor besteht immer aus schwarzem Kunststoff, der hintere Bereich ist in der Regel aus hell eloxiertem Aluminium gefertigt. Offenbar hat die MINOX GmbH aber wenige Exemplare auch in einer schwarzen Ausführung angeboten. Diese Zahl hat sich jedoch innerhalb der letzten zwei Jahre merklich erhöht, weil immer mehr gefälschte Versionen auf dem Sammlermarkt aufgetaucht sind. Man muss sich eigentlich nur mal die beiden seitlichen Schrauben mit einer Lupe genauer anschauen (deutliche Beschädigungen!), dann lässt sich leicht erkennen, ob das hintere Gehäuse zur Neueloxage schon einmal entfernt worden war.

me201 me200Auch das ME 2 wird hinsichtlich der schwarzen Eloxierung (hinterer Gehäusebereich) schon mal gefälscht!

 

 

 

 


Sucherspiegel und Aufsichtssucher, schwarze Ausführung

Nachdem eine schwarz eloxierte Version des Sucherspiegels bzw. Aufsichtssuchers zur MINOX jeweils nur in einer sehr kleinen Serie hergestellt wurde, schrecken Fälscher inzwischen auch vor einer Eloxierung der hellen Ausführungen nicht mehr zurück, um einen weitaus höheren Profit beim Verkauf zu erzielen. Teilweise ist der Schutzüberzug in einer so schlechten Qualität, dass bei genauerem Hinsehen einige Unregelmäßigkeiten auffallen müssen.

aufsichtDer oben abgebildete Aufsichtssucher wurde offensichtlich nachträglich geschwärzt…

sucherspiegel…dieser Sucherspiegel ist dagegen eindeutig ein Original!

MINOX A, B, BL oder C im „neuen“ Design


Eine „Bicolor“-MINOX A, B, BL oder C, die kombiniert mit hell und schwarz eloxierten oder gar schwarzen und goldenen Gehäuseteilen ausgestattet ist, hat es aus der offiziellen MINOX Fertigung nie gegeben. Von dieser Art Fälschungen wurden erst kürzlich wieder Versionen angeboten und tatsächlich für hohe Preise an den Sammler gebracht. Nicht immer haben die Anbieter diese Stücke als „Eigenkreation“ deklariert, Nachahmungen oder späterer Weiterverkauf als angebliches Original sind ohnehin nicht mehr ausgeschlossen.

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Eine schwarz-goldene MINOX B – sie ist von einem Fälscher derart „professionell“ umgearbeitet worden, dass sie sich nicht einmal mehr richtig zusammenschieben lässt…

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…und dem Neubesitzer beim Positionieren des „guten Stückes“ für das Sammlungsfoto Einzelteile in die Hände fielen (Bild links). Das Bild rechts zeigt einen nachträglich vergoldeten B-Sucherspiegel.


MINOX mit „poliertem“ Gehäuse

Beim häufigen „harten“ Einsatz der MINOX konnte man immer damit rechnen, dass die Kameras den einen oder anderen Kratzer und unansehnliche Beschädigungen an der Eloxage davontragen mussten. Solche Exemplare sind dadurch für Sammlungen uninteressant geworden. Da kamen „findige“ Geschäftemacher auf die Idee, die Eloxierung ganz zu entfernen und das Aluminiumgehäuse aufzupolieren. Diese Version hat es zum Beispiel von der MINOX A werksmäßig nie gegeben, auch wenn die skrupellosen Verkäufer wiederholt erzählen, dies sei beim MINOX Kundendienst geschehen oder die Lehrlinge in der ehemaligen MINOX Lehrwerkstatt hätten diese Veränderungen vollzogen.

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Selbst diese frühe MINOX A sieht schon fast poliert aus – in einer hochglanzpolierten A würde man sich spiegeln können. Davon gelangten inzwischen einige auf den Markt.

Nur ein Illustrationsbeispiel: MINOX A mit in „Heimarbeit“ polierter Endkappe

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MINOX A als „Demonstrationsmodell“

Die Firma MINOX hatte in den 50-er Jahren Anschauungsmodelle der unsynchronisierten und synchronisierten MINOX A mit einem durchsichtigen Gehäusedeckel aus Plexiglas (teilweise zusätzlich der Gehäuseboden) den Händlern für Demozwecke zur Verfügung gestellt. Es gab insgesamt nur 125 Stück, heute werden Einzelexemplare davon äußerst selten zum Kauf angeboten. Weil diese Demonstrationsmodelle in der Regel recht hohe Sammlerpreise erzielen, sind auch hier Fälschungen nicht mehr auszuschließen. Die Originale erhielten jedoch alle ein vorangestelltes „P“ mit einer fortlaufenden Nummer. Viele Kameras sind in der Zwischenzeit registriert, Fälschungen sind damit besonders leicht nachweisbar.

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Echt! Ein seltenes Demonstrationsmodell mit deren Nachbau sich auch Fälscher beschäftigen.


MINOX A bzw. B in Goldausführung

Luxusmodelle der MINOX haben schon lange viele Sammlerherzen höher schlagen lassen. Nachdem manche Kleinstkamera (manchmal sogar eine vergoldete A mit entsprechendem MinoSix) auf Versteigerungen hohe Zuschlagpreise erzielt haben, so fanden Fälscher ein neues lukratives Betätigungsfeld. Die originalen Goldausführungen einer A und B (letztere ist besonders rar) besitzen übrigens eine deutliche Ziselierung und ein Messinggehäuse, das viel schwerer ist als die nachträglich vergoldete Aluminiumversion.

bvergoldetHübsch anzusehen und in Pforzheim vergoldet: eine MINOX B, die es in dieser Form nie offiziell von MINOX gegeben hat.


MINOX EC in „Ferrari-Lackierung“

Die Umlackierung der relativ leicht entfernbaren Gehäuseteile aus Kunststoff ist bei einer EC überhaupt kein besonderes Problem. Anschließend wird die Kamera noch mit dem notwendigen MINOX Schriftzug und passenden Objektivaufdruck versehen, schon ist eine neue Sonderversion entstanden. Benutzt man außerdem noch die typischen Farben von Ferrari (rot oder auch gelb) und das weltbekannte Logo, dann fahren nicht nur allein MINOX Interessenten darauf ab. Wegen der fehlenden Lizenz (Autorisierung) dürften die Fälscher aber nicht lange Freude an ihrem Geschäftsgewinn haben, bald lässt nämlich die Rechtsabteilung der Firma Ferrari vielmals grüßen.

eclackiertOffiziell wurden von MINOX keine lackierten EC-Kameras auf den Markt gebracht (Einzige Ausnahme: unsere aktuell angebotene Club-Edition! Siehe unsere Rubrik „Aktuelles“).


Nachricht von der MINOX-Fälschungsfront
Ein Beitrag von Vorstand Ernst Schiffer (25.06.2004)

Ein MINOX-Club-Mitglied meldete sich aus dem Fernen Osten mit einer Neuigkeit auf diesem Feld:

Auf einer Versteigerung in Europa bot er auf eine der begehrten MINOX A – Kameras in schwarz, setzte hoch – und erhielt den Zuschlag.
Und dann das Unerwartete: vom Auktionshaus kam nicht die sehnlich erwartete Kamera, sondern, gewissermaßen mit gesenktem Haupt, die Nachricht, die Kamera sei dort als Fälschung erkannt worden! Der bereits gezahlte Betrag wurde zurückerstattet.

Wo lag der Hund begraben? Diese A hatte schön schwarz eloxierte Außenteile, und der Kamerakörper in ihr war, wie immer, auch schwarz – aber er trug eine Nummer, die ihn eindeutig einer MINOX B zuordnete. Das war ein allzu grober Fehler für eine Fälschung. Unser Mitglied berichtete nicht über weitere B-Merkmale an dieser Kamera; er hat sie ja auch nicht in die Hand bekommen. Da wäre eventuell noch der rote Punkt auf dem Verschlusszeiten-Rädchen gewesen, oder der stirnseitig in der Deckplatte nahe der Verschlussskala eingebrachte Schlitz für die Zahnrad-Verbindung zum Nachführ-Belichtungsmesser.

Dieser MINOX-Freund hatte Gelegenheit, die Oberfläche einer echten schwarzen „B“ unter dem Mikroskop mit der einer Fälschung zu vergleichen. Das Ergebnis: „Die Flächen der Fälschungen sehen aufgeraut, aber gleichmäßig aus. Die Fläche des Originals (MINOX B schwarz als Standard) sieht strukturmäßig völlig glatt aus, hat aber Unebenheiten durch Abgriffe. Die aufgeraute Fläche der Fälschungen rührt wahrscheinlich von der chemischen Vorbehandlung (Oberflächen-Aktivierung) her.“

Seine persönliche Entscheidung: „Schwarz wird bei mir eingefroren und nicht mehr gesammelt…“